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9. November – “Schicksalstag” der Deutschen?

Runder Tisch Jüdisches Leben Groß-Umstadt lud zum Gedenken ein.

Gleich dreimal markiert der 9. November einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts: 1918 mit der Entscheidung, nach dem verlorenen 1. Weltkrieg das quasi noch absolutistisch regierte deutsche Kaiserreich in eine Republik mit einer liberalen Verfassung zu überführen. Jene freiheitlichste aller Verfassungen, die vielleicht gerade dadurch der populistischen Propaganda der Nationalsozialisten nichts entgegenzusetzen hatte und nur 20 Jahre später den 9. November 1938, die Reichspogromnacht, überhaupt erst möglich machte. Dies führte nach dem verlorenen 2. Weltkrieg zur Spaltung der Welt in einen Ost- und einen Westblock und Deutschlands in eine BRD und DDR, die wiederum an einem 9. November (1989) durch eine friedliche Revolution überwunden wurde.

Und obwohl doch zwei dieser Tagesjubiläen allen Grund zur Freude bieten – und das letzte Datum sich in 2024 sogar zum 35. Mal jährt! – der 9. November bleibt überschattet von den Ereignissen des Jahres 1938, die der Runde Tisch Jüdisches Leben Groß-Umstadt auch dieses Jahr wieder – und nach dem 7. Oktober 2023 umso dringlicher – zum Anlass nimmt, daran zu erinnern, was am 9. (und 10. November) 1938 in Groß-Umstadt geschah, wo es sich konkret abspielte, wen es betraf und was es für die jüdische Gemeinde bzw. ihre Mitglieder, die Rapps und Willners, die Liebmanns und Lichtensteins, bedeutete.

An dieser Stelle sei dem Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) Groß-Umstadt ausdrücklich gedankt, der wie jedes Jahr im November die vor den Häusern der Deportierten verlegten Stolpersteine gereinigt hat, damit sie ihre Strahlkraft für dieses Anliegen nicht verlieren – der Odenwälder Bote berichtete darüber in seiner Ausgabe vom 5. November.

2011 verlegt Gunter Demnig 4 Stolpersteine vor einem Haus in Groß-Umstadt.
2011 verlegt Gunter Demnig die ersten 4 “Stolpersteine” in Groß-Umstadt, Foto: BdP

Diese Schauplätze und damit auch das vielleicht finsterste Kapitel der Stadtgeschichte sichtbar zu machen, der Opfer in Trauer zu gedenken und einen Beitrag zu leisten, dass sich Vergleichbares „nie wieder“ wiederholt, ist das Anliegen des 2008/09 gegründeten Runden Tisches.

Wie sehr dieses „Nie wieder!“ in Gefahr ist, dass „Antisemitismus uns alle bedroht“ (29.10.24 Reinheim) und auch der „Israelbezogene Antisemitismus nur neuer Wein in alten Schläuchen“ ist, der gerade deshalb eine besondere „gesellschaftliche und kirchliche Herausforderung“ (25.11.24 Groß-Umstadt) darstellt – das sind Titel von Veranstaltungen im Rahmen der Interkulturellen Wochen des Landkreises Darmstadt-Dieburg, die vom InterReligiösen Forum und der Profilstelle Ökumene des Dekanats Vorderer Odenwald angeboten wurden und werden.

Denn was am 9. November 1938 geschah, war kein (bedauerliches, aber eben unabwendbares) „Schicksal“ und die Groß-Umstädter Synagoge In der Fahrt wurde auch nicht von „Rassenwahn entweiht“, wie es so nivellierend-beiläufig auf der Plakette am Mahnmal heißt: Es „waren Umstädter“ – sowohl die Opfer als auch die Täter – und deshalb sind auch wir „Umstädter“ aufgefordert, für das „Nie wieder!“ einzustehen.

Tun auch Sie es, wie die vielen, die sich auch dieses Jahr am Samstag, dem 9.11.2024, dem Zug durch die Altstadt anschlossen, der um 18 Uhr am Mahnmal am Darmstädter Schloss mit der Rede unseres Bürgermeisters begann und nach Stationen auf dem Schulhof des Max-Planck-Gymnasiums und im Wendelinuspark auf den Stufen der Stadtkirche endete.

Besonderer Dank gilt der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Darmstadt e.V.  und den Bücherraben Groß-Umstadt e.V.,  die uns ermöglichten, die Frankfurter Geigerin Anna Agre für das musikalische Rahmenprogramm zu gewinnen.

Dr. Margarete Sauer, i.A. des Runden Tisches Jüdisches Leben Groß-Umstadt