Slow Fashion feiert sein 1-Jähriges bei hochsommerlichen Temperaturen
Nein, das DRK (= Deutsches Rotes Kreuz) hat sich trotz der Erfolgsgeschichte seines Kleiderladens in Groß-Umstadt nicht umbenannt, aber dass dessen Eröffnung in der Lise-Meitner-Straße vor einem Jahr für viele Umstädter Bürgerinnen und Bürger – und natürlich darüber hinaus in der Region! – eine richtige Entscheidung war, das konnte am vergangenen Samstag, dem 20. Juli, bei einem „Gläschen Sekt und guter Laune“ unter den Schatten spendenden Bäumen der Anlage gefeiert werden: „slow“, also „langsam“, wie es die schon morgens extremen Hitzegrade geraten sein ließen, aber schließlich ist „Slow Fashion“ auch das Motto der Initiative, was von der engagierten Band „Slow Fret“ bekräftigt wurde.
Ganz in Ruhe kann man sich nämlich in dem umfangreichen, auf mehrere Räume verteilten Angebot umschauen, unverbindlich und stressfrei in der geräumigen Umkleidekabine anprobieren, sein Spiegelbild überprüfen und Entscheidungen treffen, die einem bei den Preisen fürwahr leicht gemacht werden. „Wir haben die Probezeit erfolgreich bestanden“, freute sich Karina Helfrich, die auf dem Bild eingerahmt von ihrer Mitarbeiterin Monika Schäfer im Bild links und Dr. Margarete Sauer, der Vorsitzenden des Fördervereins der Bürgerstiftung Groß-Umstadt e.V., zu sehen ist, die zu den Gratulantinnen gehörte.
Ulrich Keil von der UmEA (= Umstädter Ehrenamtsagentur), der für das Bild von der Kasse weggelockt werden musste, gehört, genau betrachtet, wie die Bürgerstiftung zu den Gründungsmitgliedern, denn die Idee, eine Kleiderkammer für Geflüchtete und Bedürftige aufzubauen, gehörte zu den ersten Maßnahmen, mit denen 2015 das Krisenmanagement von „Umstadt hilft!“ an den Start ging. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die behelfsmäßige Unterbringung im JUZ, bevor die Stadt dann in der ersten Etage der Stadthalle ihren Mehrzweckraum zur Verfügung stellte – kostenlos natürlich, so dass die gespendete Kleidung auch unentgeltlich weitergegeben werden konnte, denn Personalkosten entstehen durch den Einsatz vieler Ehrenamtlicher nicht – mehr als 15 sind es zurzeit, die sich um die Annahme der Spenden, um Sortierung und Präsentation kümmern. Schließlich wird jeder Kunde mit Engagement und Freude individuell beraten.
Es war ein Glücksfall, dass schließlich das DRK Dieburg als Träger der Einrichtung gefunden werden konnte. Die Stadt drängte schon seit Längerem auf Umzug, weil der Mehrzweckraum in der Stadthalle als Sitzungsraum unentbehrlich ist. Seit einem Jahr zahlt und bürgt nun das DRK für die Miete in der Lise-Meitner-Straße, die sich aber erfreulicherweise – und das galt es, im zurückliegenden Jahr zu beweisen! – durch den Verkauf der Kleidung mehr als erwirtschaften lässt. Darüber hinausgehende Erlöse fließen den gemeinnützigen Zwecken des DRK zu.
Aber der Kleiderladen ist mehr als ein kleines Wirtschaftsunternehmen, er ist ein wichtiger Beitrag zu Groß-Umstadts Profil als „faire Stadt“. Gut erhaltene Kleidung wird dem fatalen Wegwerf-Mechanismus entzogen, der unsere schnelllebige Ex-und-hopp-(Un)Kultur beherrscht und dabei wertvolle Rohstoffe und Arbeitsleistung, oft von Frauen und Kindern, gedankenlos vernichtet. Darüber aufzuklären und ein Umdenken zu bewirken, war auch das Ziel der PoWi-Lehrerin Grabowski vom Max-Planck-Gymnasium, das als Kooperationspartner der Stadt einen kontinuierlichen Beitrag zum Erhalt des Gütesiegels leistet. Für die Projektwoche vor den Sommerferien hatte sie den Kleiderladen als Einsatzort ausgewählt. „Am meisten Spaß hatten die Jungens“, verrät Karina Helfrich lachend, „sie haben die Chance zur Modenschau bei der Präsentation in der Schule besonders genossen!“ Und vielleicht wird der eine oder andere Jugendliche jetzt auch Kunde im Kleiderladen des DRK und leistet damit einen Beitrag für dessen vielfältige gemeinnützige Aufgaben, aber eben auch für Nachhaltigkeit, für fairen Handel, für unsere Zukunft!